ARCHIV
Anja Manfredi
Bewegungsbilder (Moving Images)
Fotografie ist das zentrale Thema und Mittel der österreichischen Künstlerin Anja Manfredi, der die Galerie OstLicht eine umfassende Werkschau widmete.
Die Ausstellung umfasste etwa 60 Arbeiten aus den Jahren 2000 bis 2013, die zahlreiche Bezugspunkte des fotografischen Diskurses entfalten und ihn sozusagen in Bewegung setzen.
Den Schwerpunkt der Ausstellung bildeten vorwiegend neue Arbeiten der Künstlerin, die mit ausgewählten Stücken ihres bislang unveröffentlichten Frühwerks oder des bekannten »Archivs der Bewegungen« (2005–2007) konfrontiert wurden. Fotografien, Filmprojektionen und Objektinstallationen traten in einen wechselseitigen Dialog, der so unterschiedliche Motive wie einen fotografischen Posierstuhl, orientalische Teppiche und Pflanzen in Entwicklungsschalen umfasst; durchbrochen und rhythmisiert durch Fotografien von Zeichnungen, die Körperbewegungen in abstrakte Linienmuster übersetzen (Eine Geste wird belichtet, Teil 1, 2012).
Charakteristisch für Manfredis Arbeitsweise ist das Prinzip der Collage. Sie fertigt fotografische Tableaus, die im Spiel mit Bildern im Bild Verdichtungen erzeugen und Assoziationen wecken. Dienten ihr in den ersten Jahren weitgreifende Inszenierungen und Figuren des eigenen Körpers als Material, kommen mittlerweile sowohl Bild- und Textreproduktionen aus diversen Bücherquellen als auch Fotografien von Re-Enactments zum Einsatz. Mit diesen Nachstellungen und Interpretationen durch Personen aus ihrem künstlerisch-wissenschaftlichen Umfeld reflektiert Manfredi historische Körperkonzepte und gesellschaftliche Konventionen – etwa mit Blick auf den Hysteriediskurs des 19. Jahrhunderts (Wiener Teppichläden, 2013) oder die Anfänge des modernen Ausdruckstanzes (Re-Enacting Isadora Duncan mit Roberta Lima I, 2009).
Die Bedeutung des Analogen, des fotografischen Akts und Prozesses, ist für die Kunst von Anja Manfredi elementar. Die Frage was Fotografie, dieses sonderbare Schreiben mit Licht, denn eigentlich sei, begleitet ihr Tun in einer Intensität, die es erlaubt »Fotografie als Lebenseinstellung« (Vilèm Flusser) zu attestieren. Letztere wird in einer Arbeit besonders schön und pointiert verkörpert, ihrem Selbstportrait mit Graukarte und Zahnschmerzen (2013).
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