AKTUELLE AUSSTELLUNG
POLAROID STILL LIFES
21.02.–29.03.2025
In den 1980er-Jahren, als sich Staged Photography in vielen Feldern der fotografischen Praxis durchsetzte, stellte die Polaroid Company ihre großformatige 20×24-inch-Kamera zahlreichen Foto- und Kunstschaffenden aus den USA und Europa zur Verfügung. Mit der mannshohen Kamera fotografierte man begleitet von einem Operator – entweder in den Studios des Unternehmens in Cambridge und Amsterdam oder andernorts bei vereinbarten Sessions. Ein Teil der entstandenen Arbeiten ging dabei in den Besitz der Polaroid Collection über.
OstLicht, mittlerweile Heimat von rund 1.300 Abzügen dieser beeindruckend großformatigen Polaroid-Unikate, widmet sich mit einer Auswahl an rund fünfzig Werken von 31 Kunstschaffenden dem Stillleben. Bereits seit den ersten fotografischen Experimenten im 19. Jahrhundert wurden leblose Objekte im Studio arrangiert, wobei die kunsthistorische Tradition des Genres im Laufe der Fotogeschichte um viele Aspekte erweitert wurde.
Was in den 1980er-Jahren vor der Kamera inszeniert wird, geht weit über das hinaus, was man gemeinhin unter einem Stillleben versteht. In jener Dekade der Postmoderne – der letzten Phase chemisch-fixierter, analoger Fotografie vor der Verbreitung digitaler Verfahren – steht das Verhältnis der fotografischen Repräsentation zur Realität auf dem Prüfstand: Man hinterfragt ihre Rolle im Spannungsfeld von Fiktion und Dokumentation, mediatisiertem Konstrukt und gegenstandstreuer Wiedergabe. Im Gegensatz zu Fotojournalismus oder sozialkritischem Dokumentarismus der 1970er-Jahre werden nun fiktive Szenarien gebaut und fotografiert, die zu verführen, verblüffen oder verstören vermögen. Die Grenzen zwischen Kunst und Fotografie verschieben sich und der Begriff der Fotokunst wird geprägt. Die Protagonist:innen kommen aus unterschiedlichen Bereichen, etwa von Bildhauerei, Installations- oder Medienkunst, performativer oder konzeptueller Kunst, von Werbe- oder Modefotografie – sowie aus den immer zahlreicher werdenden Fotoklassen an den Hochschulen.
Die von 1976 bis 1978 entwickelte 20×24-inch-Polaroidkamera war ein ideales Werkzeug dieser Zeit: einmal aufgestellt, ermöglicht sie ein spontanes Arrangieren der Settings – mitunter werden in „analogen Montagen“ die Möglichkeiten digitaler Bildbearbeitung antizipiert und gleichsam „Skizzen“ für die folgende Videokunst angefertigt. In der legendären Unmittelbarkeit des Instantverfahrens entsteht ein Unikat von prächtiger Farbigkeit, wobei die schichtweise Beschaffenheit der Polaroid-Emulsion eine lackartige, brillante Oberfläche bildet, die den Szenarien eine faszinierende Sinnlichkeit verleiht.
Mit Werken von Iain Baxter&, Zarina Bhimji, Helen Chadwick, John Craig, Jean-Claude Dewolf, Evergon, Sandi Fellman, Klaus Frahm, Luigi Ghirri, Frank Gillette, John Gintoff, Rainer Griese, Michael Hudock, György Kepes, Barbara Kasten, David Levinthal, Linda Lindroth, Ulrich Mack, Sally Mann, Barbara Norfleet, Olivia Parker, Charles Purvis, Vicki Lee Ragan, Bettina Rheims, Werner Schnelle, Rena Small, Wilko van Oostrum, Verena von Gagern, Boyd Webb, Melanie Walker, William Wegman.
MAGNUM MASTERPIECES + POLAROID STILL LIFES
21. Februar bis 29. März 2025
Galerie OstLicht