Ein Schneemann fährt Fahrrad. Ein anderer steht, ausgestattet mit einer über seinen Kopf ragenden Sense, auf einem Hochstand und hält Ausschau nach Opfern. Ein halber Totenkopf aus Schnee wird von seinem Schattenwurf komplettiert. Geformt aus grobem Geäst auf einer Schneedecke gießt eine Espressokanne Kaffee in eine Tasse. Ist der fliegende Heuballen in der Luft Einbildung? Eine Pfütze im matschigen Waldboden formt „Hahaha“. Holzleisten vor Gebüsch und Bäumen bilden rudimentär zusammengenagelt die Buchstaben „O.T“.
„Ohne Titel“ sind auch die fotografischen Arbeiten, in denen Christian Eisenberger seine Land Art Situationen festhält. Und Fotografien sind es, die bleiben, denn vergänglich sind seine Installationen alle früher oder später. Die Kamera ist Christian Eisenbergers Leinwand der Landschaftsmalerei.
Tannenzapfen, Äste, Erde, Schnee – Christian Eisenberger findet sein Material vorwiegend in der Natur. Werden seine in der Stadt aufgestellten Pappfiguren von einem meist zufällig vorbeikommenden Publikum betrachtet, so ist Eisenberger in der Natur sein eigener und meist einziger Zuseher. Gleichzeitig baut er sich wiederholt selbst in seine Installationen ein: Er steht nackt in der sternförmigen Lücke eines zugefrorenen Teichs, blickt mit roter Jacke und grüner Mütze durch eine Eisplatte oder balanciert performativ mit aufgemaltem Kreuz am Rücken in der hochgewachsenen Wiese.
Das von Christian Eisenberger immer schon empfundene tiefe Verlangen, draußen zu sein, hat vielerlei Gründe. Er erfährt die Natur als regelfreien Raum, als Ort der Freiheit und Spontanität, die ungestörte Entfaltung und Möglichkeit der Flucht bietet, ein Sehnsuchtsort der Ruhe und Stille. Auch wenn Eisenberger „Natur“ durchaus kritisch betrachtet – „In unseren Breiten müssen wir von Industrielandschaft sprechen“, sagt er. „Die Behandlung des Bodens wird ja kriegerisch betrieben.“ – so liegt seinen Arbeiten doch die der Natur implizierte Ursprünglichkeit und Wesentlichkeit zugrunde. Die spielerisch und roh anmutenden Werke Christian Eisenbergers vermitteln gleichzeitig Vergänglichkeit sowie Humor und Leichtigkeit. Neben makabren und grotesken Scherzen strahlen sie kindliche Freude am Spielen und Probieren im Freien aus.
Christian Eisenberger wurde 1978 in Semriach, Steiermark, geboren und lebt und arbeitet in Wien. Nach seinem Malereistudium an der Ortweinschule, Graz erwarb er 2008 seinen Abschluss in transmedialer Kunst bei Brigitte Kowanz an der Universität für angewandte Kunst, Wien. Eisenberger war Resident in Ahungalla, Sri Lanka (2013) und Kuberton, Kroatien (2016).
Seine Arbeiten wurden in zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppeausstellungen präsentiert, darunter Malerei: Prozess und Expansion, Mumok, Wien (2010), Der nackte Mann, Lentos, Linz, Becoming, 2nd Colombo Art Biennale, Colombo, Sri Lanka und TEAPOT, Armory Show, New York (2012), Der Menschheit Würde…, MUSA, Wien (2014), instant edition. Editionen/Multiples, Leopold Museum, Wien, Destination Wien, Kunsthalle Wien, Berlin-Klyndyke: 1. Berlin-Edition, Salon Dahlmann, Berlin und Dark Ages, AERO-PLASTICS contemporary, Brussels, Mumok, Wien (2015), Prière De Toucher, Der Tastsinn der Kunst, Muse-um Tinguely, Basel (2016), Opening exhibition Dommuseum Wien, Wien und Young Austrians, Chengdu, China (2017), KUNSTPORZELLANKUNST, Dorotheum, Wien (2018), COLA BIER ENTE HERR TEE 9975- 15413-32682, Kunsthalle Gießen, Gießen, SEHN SIE TIEF 9975-15432-32718, Galerie Krinzinger, Wien (2020).
Eisenberger wurde mit einer Reihe an Awards und Stipendien ausgezeichnet, dem Förderungspreis des Landes Steiermark für zeitgenössische bildende Kunst (2006), dem Viennafair Award – best booth winner (2008), dem New position Award, Art Cologne (2009) sowie dem Hilde Goldschmidt Preis (2016).
Eine Besonderheit ist zudem die von Christian Eisenberger anlässlich der Ausstellung handgefertigte Künstlermappe BCDEHIOX 380. Dieses exklusive Mappenwerk ist auf 20 Stück limitiert und enthält jeweils zwölf signierte Farbfotografien, ein Skizzenbuch (Faksimile), eine originale Papierarbeit und ein Textblatt. Die Künstlermappe wird gemeinsam von der Galerie Krinzinger und der Fotogalerie OstLicht herausgegeben.
Ohne Titel ca. 2013
Archival Pigment Print
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BCDEHIOX 380
2021
Editionskassette mit 12 Fotografien et al.
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