Türkises Wasser, leere weiße Sandstrände, tropische Früchte und Luxusressorts: So wird die Karibik meist bildlich dargestellt. Die bahamaische Fotografin Melissa Alcena dreht die Erzählung ihrer Heimat um und stellt statt des malerischen Ferienparadieses die Einwohner:innen der Bahamas selbst in den Mittelpunkt. Alcenas Arbeiten sind zwischen Dokumentation und inszenierter Fotografie angesiedelt und zeigen Land und Menschen komplex, sinnlich und vielfältig.
Die atmosphärischen Porträts, aufgenommen im Freien und in arrangierten Innensettings, ergänzt sie mit Studioaufnahmen leuchtender Blumen vor schwarzem Hintergrund. Auffällig sind die wiederkehrenden Rücken- und Profilansichten, die raumgreifend große Flächen einnehmen und die sonst überpräsenten touristischen Bilder dieses „Ferienparadieses“ verdecken. Utensilien, etwa Sonnenbrillen, Ketten oder Stoffe, geben Hinweise auf die Individualität der Personen. Manche wirken wie von einem sanften Schleier umhüllt und widersprechen damit dem Bild einer Karibik in ausschließlich hellen leuchtenden Farben.
Melissa Alcenas starkes Gespür für Farben und der Wechsel von tiefen Schatten und hellem Licht, charakteristisch für die Bahamas, prägen die Fotografien. Sogar bei Aufnahmen in strahlendem Sonnenschein oder vor türkisfarbenem Wasser gewährt die Fotografin nur wenig Einblick in den Kontext dieser Kulisse und vermeidet stereotype Paradies-Darstellungen, indem sie die Protagonist:innen in eng gefassten Settings modelliert.
Die Galerie OstLicht zeigt Melissa Alcenas Werke erstmals in Europa.
Melissa Alcena wurde 1988 in Nassau, Bahamas, geboren und ist eine Porträt- und Dokumentarfotografin. 2012 studierte sie Angewandte Fotografie am Sheridan College in Oakville, Kanada. Sie zog 2016 zurück auf die Bahamas, wo sie sich in ihrer fotografischen Arbeit darauf konzentriert, das karibische Narrativ zu verändern, den touristischen Blick von Außen auf die Karibik umzudrehen und die Individualität ihrer Heimat und den Alltag der Bewohner:innen zu fokussieren.
Alcenas Arbeiten wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, darunter Some (Re)assembly Required (2017), in der National Art Gallery of The Bahamas, Nassau, See Me Here (2019) in der Central Bank of The Bahamas Art Gallery, Nassau, oder The Other Side of The Pentaprism (2021) in Tern Gallery, Nassau, Bahamas. Alcenas Fotografien wurden in internationalen Printmedien veröffentlicht, z.B. 2020 im ZEIT Magazin zum Thema „Wie rassistisch sind Sie?“ oder 2021 in der New York Times rund um das Thema der Auswirkungen des Klimawandels auf den Bahamas.