"Ist Petrus ein Tanz? Ist es eine Choreographie? Ist es ein Menuett (was natürlich ein Widerspruch ist, denn ein Menuett braucht zwei. Aber wer sagt, dass für Kunstschaffende das Andere nicht ein Thema, eine Thematik oder eine Faszination sein kann?). Zumindest bei Petrus ist es eine hochkonzentrierte und sehr zarte Kette von Seitwärtsschritten. Nach dem Seitwärtsschritt eine kurze Neuorientierung, eine gnädige Geste dem anderen gegenüber und ein weiterer Schritt zur Seite. Die Gesten werden im Gedächtnis behalten.

Ein Kreis schließt sich, ein Schritt zurück und ein weiterer Kreis beginnt, konzentrisch. Die Seitenschritte sind kleiner oder breiter, je nachdem, wie lange der neue Kreis dauern soll, wie lange die Blicke sein sollen, wie viele Facetten des anderen betrachtet werden sollen und wie intensiv. Eigentlich ist das Menuett seltsam. Der eine bewegt sich zart, der andere bleibt dort, wo der Tanz begonnen hat, schaut diplomatisch auf seine (Petrus ist wahrscheinlich ein Mann) Schuhe, wenn es denn Schuhe gibt.

Hin und her schreitend zwischen den Kreisen. Den Abstand zum anderen wählen, mit ihm spielen. Den anderen anlocken, ihn wegschicken, aber er kann sich sowieso nicht bewegen, er kann nicht durch die Kreisbewegungen entkommen. Er ist gefangen, indem er angeschaut wird.

Zunächst, je weiter ein Kreis entfernt ist, desto mehr Ausweichmöglichkeiten gibt es, desto mehr Facetten kann man beobachten. Aber ab einer gewissen Entfernung wird es immer ungenauer. Also zurück nach innen. Oder vor und zurück. Die Distanz wird zur Materie, zum Material, die Breite der Schritte zur Seite und die Länge der Schritte hin und her werden ebenso zur Form wie die Blicke auf den anderen und die Gesten, die den Blicken folgen. Schritte, Blicke und Gesten werden zu einer Partitur... zunächst kreisförmig, dann sich linear entfaltend ..." (Veit Stratmann)